Günnemoor, Mira Awad
Künstlerort Einführung
Barkenhoff, Nicole Kanning
In der Nähe von Bremen, im wunderschönen Naturschutzgebiet des Teufelsmoores, liegt der Ort Worpswede. Ich bin sehr gerne in diesem kleinen Ort unterwegs, alleine und auch mit anderen Menschen. Zwischen alten Kiefern auf einem leicht hügeligen und sandigen Gelände entdecke ich viele verschiedene Häuser. Es gibt ein Ensemble von Backsteingebäuden, ein Café, eine kleine Kunsthalle und die sogenannte Käseglocke. In einem wunderschönen Gartengelände liegt ein großes weiß verputztes Wohnhaus, der Barkenhoff.
Wie Ihr Besuch zu einem Erlebnis werden kann, erzähle ich Ihnen! Folgen Sie mir zu den Anfängen dieses Künstlerdorfs.
Wählen Sie eine schöne Unterkunft, vielleicht das zauberhafte Hotel Buchenhof oder eine Ferienwohnung im reetgedeckten Haus im Schluh an einem kleinen See. Ein erster Spaziergang führt entlang der Straßen am Ortsrand. Die Birken lassen ihre leichten Zweige und Blätter vom Wind bewegen, die Sonne bringt die markante Rinde zum Leuchten. Hell und Dunkel, Licht und Schatten spielen auf der Oberfläche. Die weiten Torfflächen, die feuchte Luft lassen uns durchatmen und aufblühen.
Hotel Buchenhof, M.L.
Hotel Buchenhof, M.L.
Ich erzähle Ihnen etwas zur Geschichte dieses Ortes während Sie den Kirchturm in den Blick nehmen und zur Kirche hinaufgehen. Hier hängt ein großes auf LKW-Plane gedrucktes Bild. Das Bild heißt „Gottesdienst im Freien“. Vor 130 Jahren beobachtet ein junger Mann, Fritz Mackenson, sehr genau die Menschen, die in Worpswede arbeiten, leben und zum Gottesdienst ihre Sonntagskleider angezogen haben. Fritz Mackenson, der Mimi Stolte aus Worpswede in Düsseldorf kennengelernt hat, besucht sie. Er ist Maler und fertigt viele Skizzen. Aus diesen Skizzen entsteht über viele Jahre dieses Bild. Es wird 1895 ausgezeichnet und macht den Ort über Nacht bekannt.
Torfkähne, Nicole Kanning
Geschichte der Anfänge
Worpswede wird Künstlerdorf. Eine kleine Geschichte der Anfänge. Eine kleine Geschichte der Kunst.
Teufelsmoor, M.L.
Was lockt uns dorthin? Es ist die wunderbare Landschaft die uns empfängt, geprägt vom Moor und den Bäumen, die den feuchten Boden der weiten Ebene lieben; Birken, Buchen und Erlen. Vor etwa 140 Jahren begann die besondere Geschichte dieses ganz normalen Dorfes, in dem Torfbauern ihren Lebensunterhalt hart erarbeiteten. Junge Kunststudenten der Düsseldorfer Kunstakademie kamen im Sommer in den Norden. Sie hatten Bekanntschaften geschlossen und kamen jetzt zu Besuch, auch in das Dorf Worpswede.
Schaurig im Moor, M.L.
In dieser Zeit, im 19. Jahrhundert, bedeutete Malerei und Kunst zu studieren, Porträts zu malen, historische Ereignisse festzuhalten oder auch Stillleben zu entwerfen. Eine Landschaft auf die Leinwand zu malen „ohne weiteren Inhalt“ war ungewöhnlich, ja unmöcglich. Landschaft war nicht als „bildwürdig“ anerkannt. Landschaft nur als Hintergrund eines Bildes entstand im Atelier. Ein Spaziergang mit Skizzenblock und Farben in der unmittelbaren Umgebung blieb die Ausnahme. Gleichzeitig wuchs das Bedürfnis, in der Natur zu arbeiten und dem Leben in den zunehmend lauter und unruhiger werdenden Städten andere Erfahrungen hinzuzufügen. Schon in der Nähe von Paris begannen Künstler im Wald zu arbeiten, im Wald von Fontainebleau. Es wurden kleine Zimmer angemietet, die Bauern hatten ein kleines Zubrot, man schmunzelte über die „Künstlergestalten“ und lebte miteinander und nebeneinander. Es entstanden gegen Ende des Jahrhunderts überall in Europa Künstlerkolonien, es waren in Deutschland und den Niederlanden, Dänemark und Frankreich weit über 50. Die Entwicklung in den Orten verlief unterschiedlich. Oft waren es ein paar Jahre, in denen man miteinander arbeitete, feierte, ausstellte. Dann verließen die Malerinnen und Maler wieder die Gegend. An anderen Orten, zum Beispiel im Voralpenland, in Murnau, arbeiteten Künstler miteinander, die intensiv um künstlerische Fragen gemeinsam gerungen haben. Sie entwickelten ein programmatisches Buch, den Blauen Reiter und wirkten in einer kurzen Zeit als Gruppe miteinander.
Diese Entwicklungen spiegeln auch die Auseinandersetzungen zwischen dem Akademismus und der freier denkenden Künstlerschaft wider. Die Wahl der Orte war nicht von neuen Bahnstrecken und guter Erreichbarkeit bestimmt.
Worpsweder Bahnhof, Nicole Kanning
Worpswede ist ein Beispiel eines solchen Ortes, der bis heute immer wieder Künstlerinnen und Künstlern Raum bietet, dort zu arbeiten. Es hat sich ein umfangreiches Ausstellungswesen entwickelt. Seit 2010 bilden die regional ausgeschriebenen Niedersachsen-Stipendien für bildende Kunst, Klangkunst/Komposition und Literatur in den fünf „Martin Kausche-Ateliers“ den Grundstock für eine neue Konzeption. Zusätzlich vergeben die Künstlerhäuser Worpswede e.V. reine Wohnstipendien an Künstler aller Sparten. KünstlerInnen bekommen Ateliers kostenlos gestellt. Seit 2012 sind neben den Landestipendiaten ausgewählte Künstler zu Gast. Workshops und Symposien bringen die individuellen Ideen in einen Austausch.
Käseglocke, Nicole Kanning
Künstlerinnen und Künstler
Ich stelle Ihnen kurz die jungen Frauen und Männer vor, die zur sogenannten ersten Generation gehören. Sehr leicht können Sie weitere Informationen, Bilder zu Wohnorten oder Werken und vieles mehr über meine angefügten Links entdecken.
Fritz Mackensen (* 8. April 1866 † 12. Mai 1953 in Worpswede)
ist der erste Maler in Worpswede. Er kommt als junger Mann aus dem Weserbergland, studiert an der Düsseldorfer Kunstakademie und lernt die junge Frau Mimi Stolte kennen. Sie lädt ihn nach Hause ein. Er reist mit ihr ins Moor nach Worpswede (1885) und ist Gast der Familie Stolte. Er kommt gerne und regelmäßig im Sommer wieder, auch zum Malen. Otto Modersohn, sein Studienfreund, folgt ihm. 1889 kehren beide auch in der Winterzeit nicht mehr nach Düsseldorf zurück. Sie bleiben in Worpswede. Sie erleben die Menschen ihrer Umgebung, wie sie hart im Moor arbeiten. Die jungen Männer sammeln viele neue Eindrücke und setzen sich künstlerisch damit auseinander. Mackensens großes Gemälde „Gottesdienst im Freien“ wird 1895 ausgezeichnet, Worpswede wird bekannt. Später arbeitet Mackensen als Professor und Direktor der Kunstakademien in Weimar und Bremen.
Gottesdienst im Freien, M.L.
Otto Modersohn (* 22. Februar 1865 in Soest, † 10. März 1943 in Rotenburg (Wümme))
studiert in Düsseldorf und ab 1888 in Karlsruhe. Mit Fritz Mackensen ist er 1889 erstmals in Worpswede, er bleibt und lernt Helene Schröder kennen. Sie heiraten, erleben das Glück einer kleinen Familie und bald darauf den Schmerz des Verlustes. Otto verliert seine junge Frau im Kindbett. Otto geht von Worpswede fort. Er kommt zurück. Er lernt Paula Becker kennen, schätzen und lieben. Er spürt, wie außergewöhnlich ihre künstlerische Sprache ist. Sie freuen sich auf ihr Kind, Paula stirbt im Kindbett 1907. Otto verlässt Worpswede. Im Nachbarort Fischerhude lebt er mit seinen Kindern und seiner Frau Louise Breling. Zwei Söhne werden geboren.
Grab von Paula, M.L.
Paula Modersohn-Becker (* 8. Februar 1876, Dresden; † 20. November 1907, Worpswede)
Ihre Schriften laden ein, einer sehr jungen Frau zu begegnen, die mit großer Klarheit ihren künstlerischen Weg sucht und geht. Ihre Besuche in Paris, die Begegnung mit Bildern von Cezanne, van Gogh, den Impressionisten, ihre Suche nach einer guten Ausbildung, die Frauen nicht selbstverständlich möglich war, spiegeln das wider. Sie arbeitet in Worpswede in ihrem kleinen Atelier und wendet sich Kindern und alten Menschen zu. Ihre Bilder ermöglichen heute nach über 100 Jahren intensive Begegnungen. Ohne ihre eigene innere künstlerische Sicherheit, wäre ihr Erbe für die Welt wohl nicht so entstanden. Die Öffentlichkeit hat sie nicht wahrgenommen, nicht geachtet. Nur ihr Mann, Otto Modersohn, hat ihre Größe gesehen. Als Mutter ihrer kleinen Tochter Tille stirbt sie mit 31 Jahren nach der Geburt.
Wohnhaus von Paula und Otto, M.L.
Hans am Ende (* 31. Dezember 1864, Trier; † 9. Juli 1918 Stettin)
studiert an der Münchener Kunstakademie und arbeitet in einer anderen Kompositionsweise und Farbigkeit. Er begleitet Otto Modersohn 1889 nach Worpswede. Er liebt es Gesichter zu malen, er ist Porträtist. Er liebt auch die Natur und die Landschaft und stellt sich den Herausforderungen „die Natur auf die Leinwand“ zu bringen. Freiwillig zieht er in den ersten Weltkrieg, dort wird er verwundet. Die Verletzungen heilen nicht, 1918 stirbt er.
Fritz Overbeck (* 15. September 1869, Bremen, † 7. Juni 1909)
studiert auch in Düsseldorf und erfährt von diesem besonderen Ort im Teufelsmoor. 1892 kommt er zum ersten Mal mit nach Worpswede nach Abschluss seines Studiums. Zwei Jahre später fasst auch er den Entschluss zu bleiben. Seine Frau Hermine muss viele Kuraufenthalte erleben, er begleitet sie, so gut er kann. Er starb schon 1909.
Vogelers Barkenhoff, M.L.
Heinrich Vogeler (* 12. Dezember 1872, Bremen; † 14. Juni 1942 Kasachstan)
kommt ebenfalls nach Abschluss seines Studiums in Düsseldorf nach Worpswede. Als Grafiker, Designer, Architekt und Maler hat er ein Talent in vielen Bereichen und ist ein gefragter Künstler. Ein kleines Buch der Insel-Bücherei wird mit seinen Bildern illustriert. Sein Lebensmittelpunkt in Worpswede, der Barkenhoff, wurde zur Begegnungsstätte der Künstler vor Ort. Auch Heinrich geht freiwillig in den ersten Weltkrieg. Verändert kehrt er zurück. Er lebt für den Frieden, engagiert sich für den Sozialismus, reist regelmäßig nach Moskau und muss 1931 aus seiner Heimat fliehen. In der Sowjetunion bekämpft er den Nationalsozialismus. Nach dem Überfall der Deutschen wird er nach Kasachstan deportiert. Er stirbt arm, krank und allein.
Coaching – für Herz und Verstand, M.L.
Energie und Inspiration – Coaching in Worpswede
Die Landschaft der Moore, der kleine Ort und die Möglichkeit, sich an verschiedenen Stellen mit künstlerischen Arbeiten zu befassen sind Quellen für Inspirationen. Es ist eine wunderbare Umgebung, um sich mit eigenen Anliegen zu befassen. So biete ich Ihnen an, Coachings zu buchen, die in Worpswede stattfinden. Wir können Gespräche in einem Atelier, in einem kleinen Museum und auch beim Spaziergang durch die Moore führen.
Sie spüren, dass Sie Lust darauf haben? Sie möchten etwas für sich tun? Das klingt gut und Sie freuen sich schon darauf?
Es ist nur ein Klick, um Kontakt aufzunehmen. Wir sprechen miteinander und entwickeln das Programm für Sie individuell.
Wir nutzen die Gelegenheit einerseits Bilder zu betrachten, die im Museum an der Wand hängen und andererseits die Möglichkeit, in der Landschaft, in der diese Arbeiten entstanden sind, unterwegs zu sein.
Wie beeindruckend, wenn man andere Perspektiven entdeckt, Detail in den Fokus setzen kann, die neu sind.
Kann der Blick auf die Kunstwerke unsere Wahrnehmung der Natur schärfen? Kann eine Tasse Kaffee zum Beispiel im Atelier oder Wohnhaus von Heinrich Vogeler helfen, die Vielschichtigkeit einer Persönlichkeit tiefer zu verstehen?
Ausprobieren, mitmachen, neue Menschen kennenlernen und Raum haben für sich allein.
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