Im Regen von Franz Marc, Museum Lenbachhaus
Farbenrausch
Los geht es: Ein Bild voller Farben, blau und gelb, aber auch das Gemisch daraus: grün. Rot und gelb mit orangen Spuren. Auch ungemischt gibt es eine Farbe: weiß – ist es eigentlich eine Farbe oder stecken viele Farben darin?
Und weiter noch, ein Bild voller Formen: Streifen, Striche, wenig runde Linien – rätselhaft. Es wirkt bewegt, vieles sehe ich gleichzeitig und kann es kaum sortieren. Es erscheint schleierhaft.
Beobachtung
Langsam, ganz langsam kann ich aus der Fülle etwas herauslösen. Ich beobachte nur das Entdeckte ganz genau. Ich versuche, meinen Blick hier festzuhalten. Es ist die weiße Fläche rechts unten. Immer wieder gehen meine Augen um die weiße Fläche herum. Plötzlich werden die Linien zum Kopf eines kleinen weißen Hundes. Ich kann Fehlendes ergänzen. Auch kleine Beine werden sichtbar. Es bildet sich der weiße Hund in meinen Kopf ab. Wo kommt er her? Habe ich etwas im Bild noch nicht entdeckt? War ich abgelenkt durch Farben und Formen? Habe ich unter der Oberfläche vielleicht etwas Wesentliches noch nicht entdeckt? Mein Suchen wird zur Überraschung. Im dunklen Dreieck am oberen Bildrand erahne ich ein Gesicht, rote Stirn, geschlossene Augen, dunkle Haare. Einen Menschen sehe ich hinter den Streifen. Seine Haltung lässt mich an Regen und Kälte denken. Regen – ist es Regen im Bild?
Russi
Ein Bild entsteht
Fertig mit der Betrachtung? Nein – natürlich nicht. Schaut weiter…. Seht ihr die Frau im Bild? Wie fühlt es sich an, wenn ich Regen erlebe? Durch Regen laufe? Weniger bunt. Ungemütlich. Dunkler.
Bevor ich euch mit dem Bild alleine lasse, noch ein paar Infos: Russi heißt der weiße sibirische Schäferhund. Maria läuft mit Franz durch den Regen. Das Erlebnis hat Franz Marc beschäftigt und herausgefordert. Mit Ölfarben malt er auf eine 80x100cm große Leinwand. Was war das Herausfordernde? Die Vielfalt der Farben, der Regen, das Tropfen und Laufen? Vvieles passiert und nichts bleibt. Alles ist so in einem Augenblick auf der Leinwand festgehalten. Das Bild ist jetzt schon 110 Jahre alt.
Und – was kann Kunst?
Hier vielleicht erfreuen mit Farben und Vielfalt. Es geht noch etwas genauer: Ich habe gemerkt, dass mein erster Blick nur einen kleinen Teil des Bildes gesehen hat. Ich habe länger geschaut und mit den Augen viel mehr entdeckt.
Manchmal sehen wir auch im Leben nur die Oberfläche, gewinnen einen ersten Eindruck. Ist uns bewusst, dass noch viel mehr dahinter stecken kann? Vielleicht hat schon das Bild „Im Regen“ meinen flüchtigen Blick etwas eingefangen, langsamer und damit aufmerksamer gemacht. Vielleicht erinnere ich mich in anderen Situationen wieder daran?
Was meinst du? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Das Bild hängt in München im Lenbachhaus.
Franz Marc, Im Regen, 1912, Öl auf Leinwand, 81,7 cm x 106 cm x 2,3 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
https://www.lenbachhaus.de/entdecken/sammlung-online/detail/im-regen-30019619
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