René Magritte, Demoiselles von L’Isle Adam‘, 1942
Was kann Kunst? Schon wieder irritieren!
Das Reich der Lichter
Können Sie einen kleinen Schreck vertragen? Dann geht es los mit einem Bild des belgischen Malers René Magritte. Schauen wir uns die Arbeit mit dem Titel ‚L’empire des lumieres‘, ‚Das Reich der Lichter‘ von 1954 gemeinsam an: es ist Nacht, ein Haus mit geschlossenen Fensterläden, ein großer dunkler Baum, eine Straßenlaterne leuchtet. Hinter zwei Fenstern brennt noch Licht. Schauen wir auf den unteren Bildrand, hier spiegeln sich die Lichter. Hat es geregnet? Liegt dort im Dunkel ein kleiner Teich? Der Himmel breitet sich über Haus und Bäumen aus.
Renè Magritte, Das Reich der Lichter, 1954
Was kann Kunst?
Was kann Kunst ist unsere begleitende Frage. Ja! Und? Das Bild haben wir doch gesehen. Vielleicht scrollen Sie schon weiter, um die anderen bekannten und weniger bekannten Bilder auch noch zu sehen.
Ren’e Magritte, Das Versprechen, 1950
René Magritte und seine Ideen
Plötzlich zögern Sie und kehren mit dem Blick auf ‚Das Reich der Lichter‘ zurück? So ist es mir gegangen und ich bin verunsichert. Der Himmel ist hellblau, ein Sommerhimmel mit weißen Schäfchenwolken. Aber unten war es doch Nacht auf der Straße? Ich merke, wie es in meinem Kopf arbeitet: Wie bringe ich zusammen, was nicht zusammengehört? Ich kenne alle gemalten Dinge aus der Wirklichkeit, aber in dieser Kombination habe ich sie noch nie gesehen oder gedacht.
Das rote Model
Was ist DIE Wirklichkeit?
Ich kann mir nur schwer vorstellen, was „in Wirklichkeit“ nicht möglich ist. Wie geht es Ihnen damit? Dachten Sie auch bis gerade eben, dass man eigentlich alles (oder vieles) versteht und kennt? Da ist der kleine Schreck bei einer Bildbetrachtung.
Hier werden Gegensätze zusammengebracht oder Dinge vertauscht und schon stellt sich vieles in Frage. René Magritte hatte viele Ideen. Oft hat er die gewohnte Erscheinung in eine poetische neue Ordnung gemalt.
Ren’e Magritte, Erinnerung an Marc Senetti
Poetische Bilder
Ein Bild mit dem Titel ‚Erinnerung an Mark Senetti‘ entstand 1936. Ein anderes Beispiel ‚Das rote Modell‘ von 1953 zeigt hier etwas, was wir immer zusammen denken: Füße und Schuhe! Schon sind wir wieder verunsichert. Was wird da mit unseren Gewissheiten gemacht?
Die oft poetische Malweise von Magritte zeigt uns, was man denken, aber niemals in Wirklichkeit sehen kann.
Sprachbilder
Magritte malte in den 1920er Jahren viele ‚Sprachbilder‘, so wie dieses Apfelbild. Es entstand allerdings erst 1964. Diese Bilder werfen die Frage auf, was ein Bild überhaupt ist. Leinwand, Farbe, was hat das geschriebene Wort Apfel mit einem Apfel zu tun?
Einen letzten Blick können Sie auf ein Bild mit dem Titel ‚Blankovollmacht‘ werfen. Was gehört zum Wald, was ist Baum, Frau, Pferd oder Zwischenraum?
Die Blankovollmacht
Schreiben Sie im Kommentar, wenn Sie weitere Bilder von Magritte schon gesehen haben und sich an besondere Überraschungen erinnern können.
In Brüssel gibt es ein sehr schönes Magritte-Museum.
„Ich habe nur den einen Wunsch, dass mich neue, aufregende Gedanken bereichern.“ R.M.
Frage an Sie
Mir macht es richtig Spaß, Gewohnheiten in Frage stellen zu lassen. Meinen Sie, es kann sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen?
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