Forum in Groningen
Forum, Groningen, 2019
The Great Good Place
Ein warmer Sommertag mittags in einer City. Kennen Sie das Gefühl, nicht so richtig zu wissen, wo Sie jetzt eigentlich gerne hin möchten? Man möchte nichts einkaufen oder essen, es muss auch kein Café sein, ein gemütlicher Ort „einfach nur so“ wäre prima. Alleine zuhause sitzen ist keine gute Alternative. Wo kann man sitzen, das Tablet nutzen, ein Buch lesen oder mal nichts tun?
Forum Groningen, Leseplätze
Forum in Groningen
Also auf zu `The Great Good Place’!
Heute gehe ich mit Ihnen in das Forum nach Groningen: moderne Architektur, 45 m hoch, mitten in der Altstadt, ein sogenannter Dritter Ort. Was ist das?
Forum Groningen, Arbeitsplätze mit Fernsicht
Der Dritte Ort
Der Erste Ort ist Ihre Wohnung, Ihr Zuhause, der Zweite Ort ist die Arbeit oder die Schule und dann gibt es Dritte Orte. Der Begriff stammt aus der Soziologie und wird 1989 von Ray Oldenburg in seinem Buch The Great Good Place konzeptionell vorgestellt. Aus den wesentlichen Punkten wähle ich einige aus:
- Auf neutralem Boden, barrierefrei
- Offen für alle Bevölkerungsschichten
- Konversation und Kultur erwünscht
- Einfache Erreichbarkeit
- Spielerische Stimmung
Diese Idee ist inzwischen viel diskutiert, kritisiert und weiterentwickelt worden. In den Niederlanden, Schweden und Norwegen finden sich interessante Beispiele.
Grüne Installation 2022
Rolltreppen im Forum
Groningen
Das Forum kostet keinen Eintritt, niemand muss etwas konsumieren. Das Gebäude ist hell und durch lange Rolltreppen über viele Ebenen erschlossen. Es gibt WLAN, gemütliche Sitzplätze, die öffentliche Bücherei hat Angebote auf allen Ebenen aufgestellt. Es ist ein Ort mit vielen kulturellen Veranstaltungen, es gibt einen Kinosaal, ein Café, eine Musikbühne auf der Dachterrasse. Ich halte mich hier gerne und lange auf. Viele Menschen sind unterwegs, kein Platz ist leer. Wie wird das erst im Winter sein, wenn draußen auf den Parkbänken Schnee liegt?
Geschichte des Forums
2019 wurde das Forum eröffnet. 2007 wurden zu einem internationalen Wettbewerb sieben Büros eingeladen. NL Amsterdam gewann und erhielt den Auftrag. Der Bau konnte zwischen 2012 und 2019 in der Stadt am Nieuwe Markt gebaut werden. Dazu wurde ältere Bausubstanz im Herzen der Stadt abgebrochen. Das Forum gehört der Gemeinde und wird von einer Stiftung betrieben. Ein Besuch lohnt sich.
Forum Groningen, Blick von der Dachterrasse
Niederlande und NRW
Dritte Orte sind in Delft und Rotterdam entstanden, es läuft auch ein großes Förderprojekt des Landes NRW noch bis 2023. Aktuell in der Förderung sind Bergneustadt, Borken, Löhne, Nettersheim, Waltrop u.a.
Kriterien sind eine gute Erreichbarkeit, möglichst ein zentrales, identitätsstiftendes Gebäude, ausgedehnte Öffnungszeiten, besonders abends und an den Wochenenden. Es ist die Kooperation verschiedener Akteure räumlich und organisatorisch vorgesehen, niederschwellig, kostenlos, barrierefrei.
In Köln gibt es inzwischen (seit 6.5.2021) ein vom Rat beschlossenes Förderprogramm Dritter Orte in den Stadtteilen.
Vielfältige Nutzungen
Sinnvoll? Neu?
Mein Besuch des Forums in Groningen war Anlass zu vielen Gesprächen und der Beginn einer umfangreichen Recherche. Das Forum in Groningen ist sehr groß, es war teuer und kann sicher kritisch hinterfragt werden. Brauchen wir hin und wieder solche Großprojekte, die uns locken, anders zu denken, etwas Ungewohntes zu erleben? Wir kennen solche Orte der Begegnung als Jugendzentren, Offene Türen, Welt- und Kulturhäuser und in vielen weiteren Variationen.
Liegen hier für unsere von Leerstand bedrohten Innenstädte interessante Impulse für Nutzungen? Machen Sie sich auf die Suche und schreiben Sie in den Kommentar, wenn Sie solche Orte kennen oder besucht haben.
Lesen mit Fernblick oder ein kleines Nickerchen!
Als Tipp für Sie noch ein Hinweis auf meine Kurzreise im August nach Groningen und Emden.
Alle Informationen hier: Lebenskunst in Groningen – Kunsthalle Emden – August 2022
Forum Groningen über den alten Häusern der Stadt
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