Gnadensee, ein kleiner Teil des Bodensees
„Faszination Bodensee“ – Reiseeindrücke vom Schwäbischen Meer
April 2022
Herzlich willkommen zu einem Nachklang und Impressionen einer wunderschönen Woche am Bodensee. Die Sonne wärmte und begleitete meine Gruppe und mich vom ersten Tag an. Wir konnten den See in großer Ruhe erleben, noch kaum Gäste, die unterwegs waren, keine Reisebusse, immer Platz, um in Ruhe zu schauen, zu beobachten und die Atmosphäre zu erleben.
Pappelallee auf dem Damm zur Insel Reichenau
Insel Reichenau
Hinunter von der Alb mit Blick auf die Vulkankegel des Hegau, den Hohentwiel, war das Seehotel Löchnerhaus auf der Insel Reichenau unser erstes Ziel. Über einen Damm zwischen hohen Pappeln, zu beiden Seiten das hohe Rietgras, rollen wir auf die Insel. Morgens liegen die Nebel eindrucksvoll über dem See. An unserem Inseltag besuchen wir die kleine Kirche St. Georg.
St. Georg, Oberzell
Kleine Inselkirchen, St. Georg
1000 Jahre Geschichte zeigen sich auf Malereien im Innenraum auf den Wänden. Allerdings sind sie blass, aber immerhin wieder entdeckt und sichtbar. Wir „lesen“ die Abbildungen und erfahren auch, wo das Sprichwort „Das geht auf keine Kuhhaut“ möglicherweise herkommt. Eindrucksvoll sind die „wirklich“ alten Steine. Kirchen mit mehr als 1000 Jahren Standzeit gibt es selten.
St. Georg, Oberzell
Reichenau im Mittelalter
Wir nähern uns der Geschichte aus verschiedenen Perspektiven: Buchmalerei gehört dazu, gab es doch hier ein Scriptorium von bedeutender Größe zur Zeit der Ottonen. Texte gehören dazu, gelesen im Kräutergarten des alten Mönchs Walafried Strabo. Er kannte offensichtlich nicht nur seine Pflanzen und ihre Heilkräfte, er war auch ein sehr genauer Beobachter und wortgewandter Schreiber. Wir genießen die warme Sonne, manchmal kann man auch ein kleines Nickerchen während der Lesung einlegen. Fällt gar nicht so auf, in der Sonne blinzelt man sowieso!
St. Georg, Oberzell, Innenraum
St. Georg, Oberzell, Innenraum
Konstanz, Universität und Konzil
Eine Stadt, die 600 Jahre nach dem Konzil immer noch mit Konzilsstadt wirbt? Ja, so ist es. Auch hier erleben wir wieder, dass aus verschiedenen Blickrichtungen ein Ort seine Vielfalt entfalten kann. Die Statue der Imperia im Hafen erscheint wie eine Freiheitsstatue und „ver“führt uns zu Diskussionen und Nachdenken. Alle Stühle draußen in den Straßen sind besetzt. Bunte Blumenkugeln lassen die Straßen zu Lebensräumen werden.
St. Gallen
Nachmittags geht es in die großartige Bibliothek des St. Gallener Klosters. Was bleibt in Erinnerung? Der (zu) schnelle Hinweg, die Kirmes auf dem Busparkplatz, die alten Bücher, die Filzpantoffel, das Schokoschnäpschen in der Praline oder Herr Vollmer, der uns sehr versiert durch die Jahrhunderte jongliert?
Mittelzeller Mareinmünster, Reichenau
Rietgräser am Wollmatinger Ries
Ausblick aus dem Dichterhaus der Anette von Droste-Hülshoff
Unteruhldingen, Meersburg
Am nördlichen Seeufer entlang, erreichen wir Unteruhldingen und Meersburg. Kleine Stadtspaziergänge, verweilen im Dichterhaus der Anette von Droste-Hülshoff mit Seeblick und der Blick auf eine der größten Weinpressen überhaupt – wir unternehmen Unterschiedliches.
Unteruhldingen, 100 Jahre Pfahlbausiedlungen
Zeppelinstadt Friedrichshafen
In Friedrichshafen leben wir plötzlich wieder in einer Stadt. Mehr Verkehr, mehr Menschen, die Idylle scheint in den Hintergrund zu rücken. Wenn die Wolken auf der südlichen Seite des Sees wegziehen, trauen wir unseren Augen nicht, die schneebedeckten Gipfel des Säntis grüßen!
Der Bodensee, ein Gletscherrandsee, besteht aus Obersee und Untersee. Der Alpenrhein aus den Schweizer Bergen fließt im Osten hinein und verlässt als Hochrhein den See in Richtung Schaffhausen.
Hörl, Zepelin mit Zeppelinen
Graf von Zeppelin und die Zeppeline
Ferdinand Graf von Zeppelin wurde 1838 in Konstanz geboren. Es war nicht zu ahnen, dass er einer der größten Pioniere der Luftfahrtgeschichte werden würde. Mit 52 Jahren beschäftigte er sich mit dem Projekt eines riesigen Luftschiffs für große Reichweiten und hohe Nutzlasten. Er erhielt von König Wilhelm II. von Württemberg ein Grundstück in Friedrichshafen. So entstand hier der Luftschiffbau am Bodensee.
Spalierobst, Äpfel, nördliches Ufer
Äpfel am See
Unsere Zeit am See geht dem Ende entgegen. Wir sind durch viele Apfelplantagen gefahren, haben die Hagelnetze gesehen und erfahren, wie wichtig der Schutz für Blüten, Früchte und Versicherungen ist. Mindestens genauso wichtig bleibt der Erhalt alter Apfelsorten auf den Streuobstwiesen, die überleben können, wenn Monokulturen Trockenheit und Schädlingen zum Opfer fallen.
Bruchsal, Neuapostloische Kirche, Verglasung Tobias Kammerer
Tobias Kammerer, Künstlerbesuch
In Rottweil auf dem Rückweg haben wir das Glück, Tobias Kammerer zu treffen. Er nimmt sich Zeit, zu seiner Ausstellung und seinen großen Werken in den Kirchen von Kiew und Odessa zu berichten. Nachdenklich betrachten wir die Bilder seiner Ukraine-Ausstellung. Auf der Hinreise haben wir seine Fenster in einer Kirche in Bruchsal sehen können. Da auch hier wieder die Sonne lacht, versuchen sich die Fotograf*innen an den vielen großen Glasskulpturen in seinem Garten.
Atelier in Rottweil
Schreiben Sie weiter und dazu
Ich habe den Bericht schnell geschrieben, um in meinen Gedanken einfach nochmal loszufahren! Ich habe ihn auch geschrieben, weil ich Sie einladen möchte, einen Aspekt aus Ihrer Erinnerung hinzuzufügen. Denken Sie nicht an lange Geschichten, nehmen Sie einen Eindruck, den Sie schon ein paarmal erinnert haben und lassen uns daran teilhaben. Vielleicht sind es ja auch die Haubentaucher am Ufer?
Liebe Frau Dr. Langel,
zurück im Alltag. Ich halte immerwieder inne und habe dann einen kleinen „Film“ vor meinem inneren Auge von der wunderschönen Bodenseereise mit Ihnen.
Aber welchen der erfüllenden Momente oder Eindrücke herausgreifen? Jeder Tag hatte heiter Erhebendes, tiefsinnig Bewegendes, lehrreich Erfüllendes; jeder Tag Genuss für alle Sinne und den Geist!
Bilder meines „Seelenfilmes“ : Fahrt durch ein golden schimmerndes Riedmeer, Staunen vor den eindrucksvollen, über tausendjährigen Wandmalereien in St. Georg,
Blau in allen Schattierungen über dem See und der Landschaft Frühmorgens, Pfahlbauten im südseehaften, sonnengleißenden See, feine Rezitationen im Klostergarten und vor dem Fürstenhäusle der Anette von Droste-Hülshoff in Meersburg, Angelika Kaufmanns erste Werke in der kleinen Kirche in Schwarzeburg, „umrandet“ von filigranen schmiedeeisernen Gedenkkreuzen, deren Schwarz sich ein wenig auflöst in den Klängen der trachtengekleideten Blaskappelle, die ein Brautpaar umspielt, das Schwäbische Meer, dessen Größe und ganze Schönheit in dieser besonderen Landschaft vom Pfänder herunterschauend mich schweben lassen und erheben….
Einer der herausragendsten Momente war für mich die Begegnung mit Tobias Kammerer und dessen Glas- und Wandmalereien, Architektur und Skulpturen.
So Vieles wäre noch aufzuzählen……!
Beide Hotels waren sehr gut gewählt, und so konnten wir uns nach jedem erfüllten Tag kulinarisch komfortabel verwöhnen lassen.
Die Bodenseeregion zu unserer Reisezeit ein weiß-rosa Apfelblütenmeer! Der Zeitpunkt der Reise war perfekt gewählt.
Ich möchte mich hier noch einmal herzlich bedanken für diese exquisite Reise, die mich noch lange erfüllen wird.
Herzliche Grüße
Imka Weitz-Kemmann
Liebe Frau Langel,
Sie haben uns den Bodensee und seine Umgebung unter ganz unterschiedlichen Aspekten nahegebracht – wunderbar! Der Aufenthalt auf der Reichenau war für mich einer der Höhepunkte. So viel Gartenkultur, uralte Kirchen und vor allem relativ wenig Tourismus. Schön, dass es so etwas in dieser Region auch noch gibt!
Herzliche Grüße und eine schöne Zeit Ihnen und allen Teilnehmern,
Susanne Backens-Hammerschmidt
Sehr geehrte Frau Dr Langel,
zu Ihren eindrucksvollen Worten möchten wir nichts hinzufügen, sondern auf Ihre höchst gelungenen Fotos hinweisen, die uns zusätzliche Impuls zu den Reiseerinnerungen vermitteln konnten.
Liebe Frau Langel,
Ich kann mich gar nicht genug bei Ihnen für diese Reise bedanken. Ich hatte vorher ein bisschen Angst vor der „Gruppenreise“, aber als ich dann bemerkte, dass auch alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer individuelle Bedürfnisse hatten und beides – das Gemeinsame und das Individuelle –, von Ihnen geschickt und geistesgegenwärtig gelenkt, zur Geltung kommen durfte, war ich nicht nur erleichtert, sondern regelrecht begeistert. Was diese Reise für mich auch so besonders gemacht hat, waren einerseits die großen Zusammenhänge – der weite Horizont und die Tiefenbohrungen in unsere Geschichte und Kulturgeschichte in aller Vielfalt, Geographie, Geologie, Kunst, Kultur, alles immer auch bezogen auf die großen Fragen unserer Zeit, – und andererseits die Blicklenkung auf vielleicht unscheinbare oder sonst wenig beachtete Details; ich denke zum Beispiel mit Entzücken an Ihre Lesung zauberhafter Pflanzenschilderungen aus dem Büchlein des Walahfried Strabo im Klostergarten des Marienmünsters.
Besonders hervorheben möchte ich, dass die Führerinnen und Führer, die Sie für uns ausgesucht hatten an den einzelnen Orten, mich nicht nur durch ihre umfassende Kompetenz beeindruckt, sondern auch als Persönlichkeiten einen starken Eindruck auf mich gemacht haben. Es waren alles besondere Menschen, die nicht Wissen abspulten, sondern mit der Sache, die sie darstellten, eng verbunden waren. Das machte die Führungen so lebendig.
Wenn Sie nach einem Eindruck fragen, der sich immer wieder in die Erinnerung hochdrängt, so ist es der Künstler und Mensch Tobias Kammerer. Für die Begegnung mit ihm und seinem Werk bin ich besonders dankbar. Und genau am Schluss der Reise stand mit der Führung in der von ihm gestalteten Friedhofskapelle – ein besonderes Geschenk geistiger Art: am Ort der Trauer Helligkeit, Zuversicht und der vertrauensvolle Blick auf die Auferstehung. Ein Blick, dessen wir im Moment vielleicht noch stärker bedürfen als sonst.
Am Ende möchte ich noch sagen, wie bereichernd es für mich war, dass ich das Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff vorlesen durfte. Ich glaube, jetzt habe ich endlich einen wahren Zugang zu ihr bekommen!
Alles Gute Ihnen,
mit herzlichen Grüßen
Ihre Angela Weitz-Drewes