Faszination Bodensee – ein inspirierender Spaziergang

verfasst am 31. Januar 2022
von Martina Langel

Inhaltsverzeichnis
[ausblenden]

    Faszination Bodensee – ein inspirierender Spaziergang

    Eng verbunden sind Natur, Kultur und Schönheit, wohin der Blick auch fällt.

    Mein Beitrag liest sich am besten mit einem Tee oder Kaffee im Sessel mit Fensterblick.

    Aus der Luft – hinauf zum Pfänder – Hausberg von Bregenz

    Meine Gedankenreise beginnt in Bregenz. Einstieg in eine Kabinenbahn, die Türen schließen sich und das Schweben beginnt. Mit jeder Sekunde, ganz langsam, schaue ich erwartungsvoll dem Berg entgegen. Es verändert sich wenig. Dann, ganz plötzlich, begreife ich, dass der See ja hinter mir liegt. Ich drehe mich um. Und wieder ganz langsam, mit jeder Sekunde, entdecke ich mehr, immer mehr das Schwäbische Meer. Den See umspielen kleine Wolken und weiterziehende Nebel. Das Wasser reflektiert die Sonnenstrahlen. Wie kleine Sterne hüpfen sie über die Fläche. Ich erkenne ein Schiff. Es gibt viele Schiffe, die Strudel hinter ihnen werden immer breiter und verlaufen.

    Ein See – drei Länder

    Über den Bodensee sind heute drei Länder miteinander verbunden. Am Schweizer Ufer im Süden liegen kleinere Ortschaften, die alle nach „zwil“ klingen. Jeden Tag ist diesen kleinen Städten die Morgensonne gewiss. Östlich, im österreichischen Teil, fließt der Rhein in den See. Er bringt viel Geschiebe und Geröll aus den Bergen mit hinunter in den See. Ich spaziere hier sehr gerne. Das Rheindelta, ein großes Feuchtbiotop, ist wieder Heimat für viele Tiere und besondere Pflanzengesellschaften geworden. Auwälder, Feuchtwiesen, Uferwege und Rastplätze auch für uns, die wir eine Pause brauchen. Nachmittags, wenn im Herbst die Sonne noch so gerade über den Schweizer Bergen zu sehen ist, sind die Ufer der deutschen Nordseite Orte der Inspiration und Erholung. Latte Macchiato im Ufercafé, Promenadenspaziergang in Friedrichshafen, Fernblick von der Burg in Meersburg über den See.

    Meersburg, Stadtturm

    Blick vom nördlichen Ufer auf den Bodensee

    Meersburg – Träumen

    Fürstenhäusel der Dichterin

    Meersburg, Wohnräume der Annette von Droste-Hülshoff

    Vom Turm der Meersburg geht mein Blick über die alten Mauern und kleinen Fenster hinweg. Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) kam aus ihrer Heimat, dem Münsterland, zu ihrer Schwester an den See. Sie erfüllte sich hier einen Lebenstraum, erwarb ein kleines Haus oberhalb der Ortschaft im Weinberg gelegen und nannte es „Mein Fürstenhäusel“. Hier konnte sie schreiben. Hier traf sie Menschen zum Gespräch. Sie schuf einen besonderen Ort, den ich auch heute immer wieder gerne besuche. Wie viele Stunden hat sie hier verbracht? Alleine und doch vielen Menschen verbunden. Sie schrieb unendlich viele Briefe. Kolleginnen und Kollegen waren glücklich, mit ihr in Kontakt zu stehen. Annette wurde 51 Jahre alt.

    Hesse Museum in Gaienhofen, ein Ort der Muße

    Hermann Hesse – sein Leben am See

    Ich stehe wieder am Ufer und schicke meine Gedanken auf die Südseite zur Halbinsel Höri nach Gaienhofen. Hier war Hermann Hesse eine Zeit lang mit seiner Familie zuhause. Er hatte am Seeufer sein kleines Ruderboot festgemacht. Gedichte oder Figuren aus seinen Büchern werden lebendig, wenn man über die kleinen Hügel der Höri wandert. Nun – vielleicht denken Sie auch an Martin Walser, sein „fliehendes Pferd“. So viele Menschen haben am See, über den See und vom See inspiriert, geschrieben. Diese Bücher sind ihr Vermächtnis und unsere Zufluchten.

    Mainau – Reichenau

    Ich liebe die Bänke am See. Die Gedanken laufen über das Wasser und die Faszination für diesen See ist lebendig. Inseln. Blumeninsel Mainau. Wenn Sie schon mal am Bodensee waren, sind Sie sicher auf dieser Insel gewesen. Welche Erinnerungen sind da? Warteschlangen am Kassenhäuschen, ein erschreckend teurer Kaffee? Oder sind es doch die Farben, die Düfte? Wann haben wir so etwas zuletzt erleben können? Ein Paradies für unsere Sinne. Blüten in noch nie gesehenen Formen. Vertraute Pflanzen – nur viel größer und leuchtender, duftender und schöner als im Garten oder Balkonkasten. Ein Spaziergang über die Mainau ist ein Traum – und Pause für unseren Geist.

    Klosterinsel Reichenau

    Anders die Reichenau – ja, es gibt noch eine Insel im See, größer sogar als die Mainau. Ich kann auf diese Insel zu Fuß gehen. Eine Pappelallee säumt den langen Damm. Als Pirmin vor vielen Jahrhunderten aus Irland zum Bodensee kam und auf die Reichenau übersetzte, war der See voller Gefahren. Untiere aller Größen bevölkerten die Tiefen des Wassers und brachten die Menschen in Gefahr. In der schönen Kirche in Mittelzell zeigt ein großes Bild sehr anschaulich, wie sehr man sich von den Tieren des Sees bedroht fühlte. Pirmin gründete eine christliche Gemeinschaft auf der Insel, ein Kloster. Die Mönche schufteten viele Jahre, um eine Unterkunft zu erbauen. Eine Unterkunft für viele Gäste. Sie sollten gut versorgt werden. Die Mönche betrieben Landwirtschaft, Gärten, Hauswirtschaft. Menschen aus der Umgebung fanden hier Arbeit.

    Gemüseinsel Reichenau

    Radele ich heute über die Insel, kommt es mir immer wieder so vor, als wären hier 1000 Jahre auf ganz kleinem Raum zusammengewachsen. Jeder Stein oder Weinstock erzählt vom Leben: das wusste auch die Unesco: Reichenau – Weltkulturerbe. Das ist auch allen mit der Natur verbundenen Menschen bekannt: seltene Vögel und auch: Heimat der Bodenseeperle. Sie grübeln noch? Noch nie gehört? Kleine schmackhafte Tomaten von der Gemüseinsel. Weinstöcke gibt es leider nicht mehr so umfangreich wie einst. Familienbetriebe und Genossenschaften, Gemüsebäuerinnen aller Generationen arbeiten hier und stehen damit in einer langen Geschichte des Gemüsebaus in diesem so milden Klima.

    Drei Kirchtürme – Netzwerk des Mittelalters

    Reichenau, St. Georg, Oberzell

    Reichenau, St. Georg, 1000 Jahre alte Bilder

    Ja, richtig gelesen. Drei Kirchen stehen auf dieser Insel. St. Georg ist sogar noch ausgemalt. Die Wandbilder sind seit weit mehr als 1000 Jahren auf den Wänden. Da kann man schon mal innehalten und staunen. Was zeigen sie? Ich „lese“ Wundergeschichten und erfahre, was sie eigentlich bedeuten. Ich höre, woher der Spruch „Das geht ja auf keine Kuhhaut“ kommt. Dann Mittelzell mit einem kleinen Hortulus. Das ist ein „ Gärtlein“. Ein kluger Kopf – Walafried – kannte die Kräuter und ihre Wirkungen, er pflanzte und beschrieb und nutze es zum Wohle der Menschen. Nicht nur das, die Mönche waren europaweit vernetzt.

    Nonnen und Mönche – Bildungschancen im Mittelalter

    Zauberhafter Schmuck in einer kleinen Kirche

    Wenn ich dann zur kleinen Kirche St. Peter, am anderen Ende der Insel fahre, freue ich mich, dass zumindest bei uns heute eine Frau nicht mehr ins Kloster gehen muss, um lernen zu können, vielleicht auch um studieren zu können und so vielleicht auch dem Kinderkriegen müssen zu entgehen. Klöster waren die Orte des Wissens, der Diskussion, der Ausbildung. Es gab Schulen und Schreibstuben. Es wurden Schriften ausgeliehen und abgeschrieben, in Auftrag gegeben und getauscht oder erworben. Die Reichenauer Skriptorien waren zu ottonischer Zeit, also vor 1000 Jahren, weltberühmt. Kaum zu glauben heute!

    Pausen und Schmausen

     

    Reichenau, Gemüsefelder

    Meine Gedankenreise begann in Bregenz mit einer Fahrt auf den Hausberg, den Pfänder. Schön, dass Sie gelesen und jetzt bis auf diese kleine Insel Reichenau mitgewandert sind. Es gibt hier kleine Restaurants, gemütliche Terrassen und auch schöne – familiengeführte – Hotels.

     

    Reichenau, Strandhotel Löchnerhaus

    Machen Sie eine Pause, genießen Sie diese Orte der intensiven Ruhe. Wählen Sie Ihr Essen mit Bedacht und regional. Es ist köstlich. Und – seien Sie aufmerksam, wenn Sie ein Bodensee-Felchen auf dem Teller wünschen. Im See werden nur noch sehr wenige Fische gefangen. Fragen Sie, ob der Fisch wirklich aus dem See kommt. Vielleicht wurde das Bodensee-Felchen in Kanada gezüchtet und an den See geflogen. Das ist kein Scherz, leider.

    Bodensee – sauber und klar

    Wie es dazu kommt? Es sind komplizierte Zusammenhänge und Wechselwirkungen. Ein kleiner Einblick: Der See hatte einen hohen Phosphatgehalt (80 Milligramm pro Kubikliter). Das Wasser war voller Algen und nährstoffreich. Es gab Fische, große und viele. Es gab auch ein Aber: die Algen sorgten dafür, dass der Nährstoffgehalt des Wassers gesunken ist. Wird der See umkippen? Das war die bange Frage. Fischer, Fischerinnen und viele andere kämpften für einen sauberen See. Das Phosphat wurde viel weniger, Plankton wurde dadurch auch weniger. Dann verschwand der Fischreichtum. Es blieben aber Touristen mit ihren Wünschen und Ansprüchen. Ein Bodenseefisch am Ufer wäre schon lecker. – So bestellt man die Züchtungen aus Kanada und Russland. Nein, das ist noch keine Lösung. Das Suchen nach guten Lösungen, verbunden mit weniger Ansprüchen geht weiter. Dann geht es vielleicht auch ohne Bodensee-Felchen?

    Bodenseevergissmeinnicht am Ufer

    Gemeinsam unterwegs – vieles entdeckt

    Bevor ich Sie auf einer Terrasse mit einem köstlichen Gemüseteller von der Insel Ihren Träumen überlasse, lade ich Sie ein, gemeinsam zu reisen. Eine echte Reise an den Bodensee! Im April 2022 ist diese Reise (selbstverständlich nach allen Regeln der Kunst in Corona-Zeiten) geplant. Es ist eine Reise mit der Chance, diese Vielfalt zu erleben. Aus Natur, Kultur, verbunden mit den Menschen vor Ort und im Gespräch untereinander, erleben wir dann alles in echt – nicht nur in Gedanken!

    Kulturimpulse online

    Kleiner Nachtrag – es gibt meine Kulturimpulse online zur Insel Reichenau schon vorher. Auch hier ist man vernetzt und mit Vorfreude unterwegs. Ein Kann – kein Muss.

     

     

    Faszination Bodensee - April 2022

    Hier anmelden
    Kommentare

    Noch keine Kommentare.

    Kommentar schreiben

    Name:

    E-Mail-Adresse:

    Webseite:

    Kommentar: