Aschaffenburg am Main
Heute lade ich Sie zu einem Schlossbesuch nach Aschaffenburg ein. Auf der Autobahn in Richtung Süden braucht es nur einen kleinen Blick zur Seite, um das beeindruckende, rote Sandsteinschloss Johannisburg über dem Maintal zu sehen. Es ist eines der größten und schönsten Schlösser Deutschlands. Ich stehe auf den Terrassen des Schlosses und kann in das weite Tal des Mains hinunterschauen. Das ist in der ersten wärmenden Frühlingssonne kaum zu überbieten!
Schloss Johannisburg
Schloss Johannisburg hat Georg Ridinger gebaut. Er war Baumeister in Straßburg. Die Aufgabenstellung hier in Aschaffenburg war der Neubau eines modernen Gebäudes als Vierflügelanlage am Standort der alten Burg. 9 Baujahre entnehmen wir heute den Akten: 1605 – 1614. So ist es also eines der größten und schönsten Renaissanceschlösser Deutschlands. Auftraggeber? Es wurde die zweite Residenz der Mainzer Kurerzbischöfe.
Pompejanum
Johannisburg, Schlosshof, 1605 – 1614
Der Blick von den Treppen kann weit über den Main streifen, es lohnen ein paar Schritte durch den Park zu einem bemerkenswerten Haus, dem Pompejanum.
Pompejanum
Der Rosengarten lädt zum Verweilen ein. Da steht unglaublicher Weise eine italienische Villa hoch über dem Main. Zwei Innenhöfe, ein Atrium mit Wasserbecken, prachtvoll ausgemalte Innenräume, Mosaiken und eine in den golden, gelben Ockertönen des Südens verputzte Außenansicht prägen den Eindruck des ungewöhnlichen Baus. Man reibt sich heute die Augen. Hier steht eine ideale Nachbildung einer römischen Villa. Das, was im fernen Pompeji ausgegraben wurde, wurde mit großem Interesse von Forscherinnen und Forschern, Fürsten und Kirchenfürsten überall verfolgt.
Hier in Aschaffenburg ließ Ludwig I. dann dieses römische Haus nachbauen (1840 – 1848). Also auch hier einmal „Rom über die Alpen tragen“. Das ist auch schon der Titel einer der Ausstellungen im Schloss.
„Rom über die Alpen tragen“
Es lohnt noch ein Besuch des Museums. Es ist Museum für Stadtgeschichte, Malerei, Kunsthandwerk und besitzt die weltweit größte Sammlung von Architekturmodellen aus Kork.
Diese besondere Sammlung sollten Sie sich unbedingt anschauen. Geht man nah an die kleinen Modelle heran, die alle in verschiedenen Maßstäben gefertigt wurden, ist man sofort in Rom unterwegs. Details der kleinsten Mauerfugen, Steinsäulen und Dachziegeln sind zu erkennen. Carl May nutzte Zeichnungen und Stiche von Kollegen aus Rom als Vorlagen. Sie zeigen alle Details, die übernommen wurden.
Wie entsteht ein Korkmodell?
In Rom gab es einen um 1800 sehr aktiven Korkmodellexperten, Antonio Chichi (1743 – 1816). Diese Kunst war aus der Krippenbaukunst entwickelt worden. Die Modelle wurden ein Kassenschlager und verkauften sich in Windeseile. Das bedeutete konkret, dass man auch das Kolosseum kennen konnte, ohne jemals in Rom gewesen zu sein.
Pantheon aus Kork
Korkmodelle in Aschaffenburg
Ein Hofkonditor in Aschaffenburg, im Dienst der Herren von Dalberg, Carl May, möchte die Tische seiner Dienstherren besonders schön decken und sucht Dekorationen. In Italien gibt es einen sehr findigen Korkbildhauer, Antonio Chichi. Er hat begonnen, die antiken Bauwerke Roms aus Kork nachzubauen. Alles im Maßstab und verschiedene Größen. So konnte man um 1800 „Rom über die Alpen tragen“, die Modelle wurden ein Welterfolg. Jeder wollte das Kolosseum oder das Pantheon auf seinem Tisch stehen haben.
Tipps
Eine kurze, für die Kulturgeschichte und den Kulturtransfer sehr interessante Episode, sind die Reisen der Korkmodelle über die Alpen. Natürlich war Carl May auch in Rom, um dort sehr genau an den Originalen zu arbeiten.
Viel Vergnügen bei der Reise nach Italien über Aschaffenburg! Vergessen Sie nicht , das Geburtshaus von Ernst Ludwig Kirchner und das Christian Schad Museum zu besuchen.
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